Waldwildnis am Possen: Erholung für Mensch und Natur

Naturschutzorganisationen begrüßen Einigung nach jahrelanger Debatte um den Possenwald in Thüringen und planen eine Anlaufstelle für Wildnis-Interessierte.

1.000 Hektar Waldwildnis, 500 Hektar naturnaher Erholungswald, 1.500 Hektar bleiben Forst: Hierauf haben sich die Thüringische Umweltministerin Anja Siegesmund und die Landwirtschaftsministerin Birgit Keller nach jahrelanger Debatte um den Possenwald, 60 Kilometer nördlich von Erfurt, geeinigt. Die Naturschutzorganisationen begrüßen die Einigung der Koalitionspartner. Viele Anliegen der Region werden in der Einigung berücksichtigt und die Erholung von Menschen und Natur soll mit wirtschaftlichen Nutzungsinteressen in Einklang gebracht werden. Am Possen-Zentrum wollen die Naturschutzorganisationen zukünftig eine Anlaufstelle für Wildnis-Interessierte schaffen.

Ein Wald für die Region
Wichtig ist es nun, dass die Region vom Wald profitiert. „Dabei steht auch die Landesregierung in der Pflicht, das Waldprojekt zu veredeln und Angebote für Besucher zu schaffen, den Wald zu erleben“, sagt Dr. Burkhard Vogel, Landesgeschäftsführer vom BUND Thüringen. Die Naturschutzorganisationen wollen selbst ihren Beitrag leisten und eine Anlaufstelle für Naturinteressierte schaffen. Ein Wildnis-Büro auf dem Gelände des Freizeitzentrums Possen wird so gemeinsam mit den Beteiligten der Region den Gästen Natur und Wildnis nahebringen. Dafür wird ein Programm mit Erlebnisangeboten entstehen.

Wilde Wälder werden vernetzt
Der Possenwald ist ein bedeutender Baustein im Biotopverbund mit dem Nationalpark Hainich und dem Wildnisgebiet Hohe Schrecke für zahlreiche Arten, die auf naturbelassene Waldgebiete angewiesen sind. Doch auch für uns Menschen sollen die Wälder durch den geplanten „Thüringer Urwaldpfad“ verbunden werden. „Dabei ist der Possen ein enorm wichtiger Trittstein für den Pfad, den wir quer durch Thüringen anbieten wollen“, sagt Albert Wotke vom WWF, Referent Naturschutz Deutschland, der den Urwaldpfad plant.

Rettung für bedrohten Waldmeister-Buchenwald
Der Possen besteht vorwiegend aus dem sogenannten Waldmeister-Buchenwald. Dieser Waldtyp verdankt seinen Namen dem Waldmeister, auch Wohlriechendes Labkraut genannt. Der Verbreitungsschwerpunkt dieser Wälder liegt bei uns in Deutschland. Ohne menschlichen Einfluss wären über 85 Prozent der Fläche Deutschlands mit diesen Buchenwäldern bedeckt. Heute ist nur ein kleiner Bruchteil (3,8 Prozent) der ursprünglichen Fläche übrig – alles andere ist verbaut, landwirtschaftliche Fläche oder Fichtenforst. „Der beste Schutz für diese Wälder ist, wenn man dort auf forstwirtschaftliche Nutzung verzichtet“, erläutert Manuel Schweiger, Wildnisreferent der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Doch nur 0,15 Prozent der noch verbliebenen Wälder sind überhaupt in irgendeiner Art geschützt, wie die aktuelle Studie der Naturwald Akademie belegt. „Angesichts der internationalen Verpflichtung für unsere Buchenwälder und des Artensterbens ist dieser Schutz im Promillebereich verantwortungslos. Die neu geschaffene Waldwildnis im Possen ist deshalb von großer Bedeutung weit über die Landesgrenzen hinaus“, so Manuel Schweiger weiter.

Bürgerinnen und Bürger engagieren sich für den Waldschutz
Wegen dieser großen Verantwortung für den Buchenwald hatten Umweltministerium, die Bürgerinitiative „ProKyffhäuserWald“ und Naturschutzverbände ursprünglich 2.500 Hektar Waldwildnis gefordert. Es folgte eine jahrelange Debatte mit Petitionsausschuss, Unterschriftensammlungen und Anträgen der Gegner und Befürworter. Eine belastende Situation für die Region und die Koalition. „Wir sind deshalb sehr erleichtert, dass die verschiedenen Anforderungen berücksichtigt werden konnten und nun zumindest eine große, zusammenhängende Waldfläche am Possen geschützt wird“, erklärt Martin Schmidt, stellvertretender Vorsitzender des NABU. Dies sei auch ein großer Verdienst der Bürgerinitiative „ProKyffhäuserWald“, die sich mit viel Mut und Ausdauer in einer deutschlandweit beispiellosen Allianz mit Menschen aus der Kommunal- und Landespolitik für Waldwildnis am Possen eingesetzt habe.

Neuer Rundbrief des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge

Was ist dieses Jahr in der Region Senne-Eggegebirge geschehen? Der neue Rundbrief des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V. fasst die wichtigsten Ereignisse des Jahres 2017 kompakt zusammen. Zu finden sind dort unter anderem Nachberichte zu Fachveranstaltungen, Informationen zu den Fortschritten und Hindernissen auf dem Weg zum Nationalpark Senne und viele weitere Geschichten und Aktivitäten des Fördervereins.

Webseite des Fördervereins Nationalpark Senne-Eggegebirge

Kostenloser Download des Rundbriefs

Wald und Wildnis: Gemeinsames Projekt von Stiftung Naturlandschaften und Landesforstbetrieb

Mit einer neuen Kooperationsvereinbarung werden der Landesbetrieb Forst Brandenburg und die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg das Zusammenspiel von Wald und Wildnis in der Lieberoser Heide gemeinsam untersuchen.

Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts, das vorerst auf 10 Jahre angelegt ist, soll eine natürliche Waldentwicklung weitgehend ohne menschlichen Einfluss mit einer Waldentwicklung unter naturnahen Bewirtschaftungsgrundsätzen verglichen werden.

Die aktuelle Pressemitteilung finden Sie hier.

Wildnis in Thüringen: Hohe Schrecke wirbt mit Urwaldflair in Berlin

Mit Urwaldflair präsentiert sich das Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke auf der diesjährigen Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin. „Wir müssen Thüringens Naturschätze noch viel stärker in den Fokus rücken“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund anlässlich ihres Besuchs Berlin. „Die Hohe Schrecke ist ein einmaliger Urwald, in dem Fledermäuse und viele andere Tiere seit Jahrhunderten heimisch sind. Also ein idealer Ort für Naturtourismus und naturnahe Regionalentwicklung“, so die Ministerin.

Umweltministerin Anja Siegesmund und Adrian Johst, Geschäftsführer der Naturstiftung David, präsentieren die „Hohe Schrecke“ auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin (c) Naturstiftung David.

Wildnis-Wald: Wertvoll für Mensch und Natur

Im Rahmen eines Naturschutzgroßprojektes kann der Natur-Wert des alten Waldes erhalten und zugleich für den sanften Tourismus erlebbar gemacht werden. Neben der Natur profitieren auch die Menschen vor Ort von dem Projekt. In der Hohen Schrecke sollen künftig 25 Prozent der Waldfläche als Wildnisflächen ohne Zutun des Menschen wachsen. Der übrige Wald wird naturverträglich genutzt. Ebenso ist vorgesehen, die um den Wald liegenden Steppenrasen und Streuobstwiesen zu erhalten und den naturnahen Tourismus durch die Anlage eines neuen Rad- und Wanderwegnetzes und die Anbindung an Wanderparkplätze sowie den öffentlichen Naheverkehr zu aktivieren. Außerdem sind regionale Vermarktungsinitiativen, z.B. für Obst, Wildbret und Holz sowie die Einrichtung einer 100-Prozent-Erneuerbare-Energien-Region im Einklang mit dem Naturschutz vorgesehen.

Investitionen in Umwelt und Regionalentwicklung

Bundesumweltministerium und Thüringisches Umweltministerium fördern das Naturschutzgroßprojekt mit 12 Mio. Euro, die Landwirtschaftsministerien von Bund und Thüringen unterstützen das Projekt mit 1,25 Mio. Euro. Der Freistaat Thüringen trägt in beiden Fällen 15 Prozent der Investitionen. Im Rahmen der Förderung des naturnahen Tourismus wurden 2016 wesentliche Teile des Wanderwegenetzes hergerichtet. Ab dem Frühjahr 2017 wird das neue Wegenetz nahezu vollständig zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund wurde 2016 begonnen, intensiv für einen Besuch der Hohen Schrecke zu werben – u.a. durch die Ausstellung Hohe Schrecke im Erfurter Hauptbahnhof und die Präsentation der Region auf der Internationalen Grünen Woche 2017 in Berlin.

Hintergrund: Hohe Schrecke „Alter Wald neu entdeckt“

In der Hohen Schrecke wächst ein Wald, wie er ohne das Wirken des Menschen in weiten Teilen unserer Breiten vorkäme. Das rund 7.300 Hektar große, unzerschnittene Waldgebiet liegt in Nordthüringen an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt. Im Rahmen eines Naturschutzgroßprojektes werden langfristig zwei großflächige Wildnisgebiete mit insgesamt rund 2.000 Hektar etabliert.

Die Hohe Schrecke ist ein national bedeutsames Waldgebiet mit einer in Deutschland einmalig hohen Fledermausdichte (alle in Thüringen vorkommenden Waldfledermausarten kommen in der Hohen Schrecke vor – und das in sehr hohen Populationsdichten). Auch eine Vielzahl von sehr seltenen Käfern konnten in der Hohen Schrecke nachgewiesen werden – allein 15 sogenannte „Urwaldrelikarten“ – ein Spitzenwert für Thüringen. „Urwaldreliktarten“ zeigen vor allem an, dass es hier über Jahrhunderte immer eine Waldtradition gegeben hat – hier also immer Bäume gestanden haben. Trotz ihrer nationalen Bedeutung ist die Hohe Schrecke bundesweit und auch in Thüringen bisher nahezu unbekannt.

NRW: Nationalpark Senne in neuem Landesentwicklungsplan

6.10.2016: 3. Nationalpark in Bayern ist Thema des Naturschutzstammtisches München

Am Donnerstag, 6.10.2016 findet um 18.00 Uhr im Rahmen des Naturschutzstammtisches München ein Vortrag mit anschließender Diskussion zum Thema 3. Nationalpark in Bayern statt:

6.10.2016, 18.00 Uhr, Vortragraum der Gregor Louisoder Umweltstiftung, Brienner Strasse 46, 80333 München (U1 Stieglmeierplatz).
Claus Obermeier, Vorstand der Stiftung und Autor des Buches „Abenteuer Nationalpark“, berichtet über den Stand der Debatte in Bayern und die Gebietsvorschläge.

Um Anmeldung wird gebeten (info@umweltstiftung.com, Tel. 089/54212142).
Weitere Informationen hier: Naturstammtisch München

 

Wenn Wald zur Wildnis wird

80 Wissenschaftler haben zwei Tage lang darüber diskutiert, wie sich der Nationalpark Hunsrück-Hochwald hin zu einer Wildnis entwickeln könnte. Dabei konzentrierten sie sich vor allem auf jüngste Forschungsergebnisse in drei Naturwaldreservaten. Seltene Arten sind in Schutzgebieten heimisch: von der Bechsteinfledermaus über den Raufußkauz bis hin zum Zilpzalp.

Hier geht es zum ausführlichem Bericht auf volksfreund.de

Weitere Informationen zum Nationalpark Hunrück-Hochwald.