NABU Hessen setzt sich für mehr Wildnisgebiete ein

Die Homepage von „NABU Hessen“ wurde jüngst um die Seite „Hessen braucht mehr Naturwald“ erweitert. Diese Seite bietet nun Informationen rund um Wildnisgebiete, Wirtschaftswälder, Waldschutz und biologische Vielfalt in Hessen.

Darüber hinaus sind dort drei Fachartikel von Mark Harthun über die aktuelle Situation der natürlichen Waldentwicklung erhältlich, die 2017 in der Fachzeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“ erschienen.

Mehr unter: https://hessen.nabu.de/naturundlandschaft/waelder/waldpolitik/22902.html

 

Bildband: Verborgene Urwälder am Edersee

Naturnahe Wälder sind in Deutschland rar geworden. Um echte, von Laubholz geprägte Urwälder zu finden, muss man in Europa sehr weit reisen. Größere Reste solcher Wälder gibt es nur noch in den slowakischen, ukrainischen und rumänischen Karpaten. Da mag es schon erstaunlich klingen, dass letzte Urwaldrelikte auch mitten in Deutschland als letzte „grüne Inseln im Meer der Zivilisation“ überdauert haben. An den Steilhängen des nordhessischen Eder-Stausees blieb tatsächlich ein Naturschatz bewahrt, der uns heute noch einen kleinen unverfälschten Eindruck von dem vermitteln kann, was einst unsere ursprüngliche Waldlandschaft Mitteleuropas prägte. Entlang der Steilhänge lassen außergewöhnlich vielfältige Waldbilder und uralte Baumgestalten den Besucher in eine „andere“ Waldnatur eintauchen. Sie vermittelt selten gewordene, ästhetische Eindrücke und in der Kombination mit dem Stausee auch ein exklusives Landschaftserlebnis. Schon vor gut 35 Jahren erkannten Wissenschaftler die herausragende Bedeutung dieser uralten Wälder und Urwaldreste. Doch die Naturschätze an den nördlichen Steilhängen des Sees sind in ihrer Einzigartigkeit noch immer kaum bekannt. Mit Ihrem Bildband wollen die Autoren gerade auch auf den prekären Zustand der Wälder in Deutschland aufmerksam machen. „Unsere Bilddokumente zeigen, welche gewaltigen Entwicklungspotenziale gerade in unseren heimischen Laubwäldern stecken, wenn man nur den Mut hätte, sie einfach wachsen und in Würde alt werden zu lassen.“

Der 154-seitige Bildband „Verborgene Urwälder am Edersee – Eine Bilderreise“ (ISBN 978-3-940616-23-4) ist im Ambaum-Verlag (Vöhl) erschienen.

13.9.2017: Symposium „Nationalpark und Regionalentwicklung“ in Bad Lippspringe

Einladung zum Symposium Nationalpark und Regionalentwicklung – Tourismus am 13.09.17  in Bad Lippspringe!

Heute Schießplatz – morgen Erlebnisraum?
Nationalpark Senne – Motor für Tourismus und Regionalentwicklung!

Ziel des Fachsymposiums ist es, die Chancen einer möglichen Nationalparkausweisung für die Senne und Ostwestfalen genauer zu betrachten. Dazu werden Fachleute sowohl aktuelle Studien und Daten als auch Tourismuskonzepte aus Nationalparkregionen präsentieren. Auf dieser Grundlage wollen wir zusammen mit Experten aus OWL der Frage nachgehen, ob und wie ein möglicher Nationalpark Senne zur Förderung des Tourismus und der Regionalentwicklung in OWL und speziell der Senne-Region beitragen kann.

Hier geht es zum Flyer mit Programm und Anmeldemöglichkeit. Klicken Sie hier!

Der heutige Truppenübungsplatz Senne gehört zu den wertvollsten und artenreichsten Naturgebieten in NRW. Offene Heideflächen, Sandmagerrasen, Moore, Auen-, Eichen-Birken- und Kiefernwälder sowie naturnahe Bäche auf einer Fläche von über 10.000 Hektar prägen das Gebiet. Dieses Lebensraumgefüge ist die Grundlage für eine europaweit herausragende Fauna und Flora. Zahlreiche Arten der europäischen Vogelschutzrichtlinie und der der FFH-Richtlinie haben hier einen Verbreitungsschwerpunkt und eines der letzten überhaupt noch verbliebenen Vorkommen in NRW oder in Deutschland. Die Heideflächen sind mit ca. 3.000 ha in der Größe vergleichbar mit denen der Lüneburger Heide.

Die britischen Truppen haben ihren Abzug angekündigt. Nach einer Aufgabe der militärischen Nutzung plant das Land NRW die Ausweisung der Senne als Nationalpark. Für den Nationalpark Senne hat der Förderverein das Leitbild entwickelt: „Erhaltung alter Heide- und Offenlandschaften und neue Wildnis in den Waldgebieten“. Europarc sieht diese Entwicklung als Alleinstellungsmerkmal für die Senne unter allen Nationalparken in Deutschland. Hier soll der Mensch diese einzigartige Natur genießen und erleben können. Dieses Erleben von natürlicher Schönheit, Ästhetik und Vielfalt der Natur wird mit attraktiven Wegenetzen, Erlebniseinrichtungen und gezielten Angeboten der Umweltbildung unterstützt. Damit lässt sich ein naturverträglicher und nachhaltiger Tourismus fördern. Nationalparks können so Motoren einer regionalen Wirtschafts- und Strukturentwicklung sein.

Anmeldung schriftlich oder per E-Mail bei: Nationalpark Koordinierungsstelle im NABU Natur-Infozentrum Senne Arminiuspark 11 33175 Bad Lippspringe Tel. 0 52 52 / 93 80 154 Email: nabu-prinzenpalais@t-online.de Ansprechpartner für Rückfragen: Prof. Dr. Fritz Trillmich: 01 76 / 55 17 76 15 Dipl.-Ing. Erdmute von Voithenberg: 01 79 / 51 52 150

Weitere Infos auf der Webseite des Fördervereins Nationalpark Senne.

Reaktionen auf den Kabinettsbeschluss zum 3. Nationalpark in Bayern

Das bayerische Kabinett hat sich auf Rhön und Donau-Auen als Zielregionen für einen künftigen 3. Nationalpark festgelegt. Naturschutzverbände betonen weiterhin den besonderen Wert der Buchenwälder im Spessart und Steigerwald, begrüßen aber den Willen zu einem Nationalpark.

Für den Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) ist die Entscheidung der bayrischen Landesregierung rein politisch motiviert, da die Region Spessart weiterhin der beste Kandidat aus naturschutzfachlicher Sicht sei.

Der WWF spricht davon, dass Bayern eine einmalige Chance verpasst habe, echter Wildnis einen Platz zu geben. „Zwar haben auch die Rhön und die Donau-Auen Potential. Die Laubwälder im Spessart aber gehören zu den ältesten in ganz Deutschland und sind daher etwas ganz Besonderes. Für ihren Schutz tragen wir nicht nur eine nationale, sondern auch eine internationale Verantwortung“, so Diana Pretzell, Leiterin der Abteilung Naturschutz Deutschland des WWF.

Für den BUND Naturschutz ist der Nationalparksuchprozess in Bayern mit der Kabinettsentscheidung längst nicht abgeschlossen. Der BN hatte von Anfang an betont, dass Bayern das landschaftliche Potenzial für mehr als nur drei Nationalparke hat.

Für das weitere Vorgehen mit den ausgewählten Nationalpark-Kandidaten sei nun die transparente Zusammenarbeit aller Interessensgruppen nötig, wie Wirtschaftsverbänden, der Landwirtschaft, dem Tourismus, Naturschutzverbänden und natürlich der Bevölkerung.

Pressemeldungen zum Kabinettsbeschluss:

Statement im ZGF-Mitglieder-Magazin (Juli 2017):

Weitere Medienberichte unter folgenden Links:

Umfrage: Mehrheit für Nationalpark Spessart

Repräsentative Umfrage: Mehrheit der Bevölkerung und CSU-Wähler in Spessartregion unterstützt Nationalpark

Suche nach einem Standort für dritten Nationalpark in Bayern geht in Konzeptionsphase

München, 13.07.17 – Eine stabile Mehrheit der Menschen in der Spessartregion befürwortet die Einrichtung eines Nationalparks. 66 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Emnid-Umfrage sprechen sich für einen Nationalpark dort aus. Im März 2017 unterstützten 64 Prozent einen solchen. Die Umfrage wurde im Spessart und in Stadt und Landkreis Würzburg im Auftrag der Umweltverbände BUND Naturschutz in Bayern (BN), Greenpeace, LBV (Landesbund für Vogelschutz) und WWF Deutschland durchgeführt. Auch bei CSU-Wählern findet ein Nationalpark im Spessart breite Zustimmung: 62 Prozent der Befragten, die laut Umfrage bei der nächsten Landtagswahl CSU wählen wollen, befürworten diesen.  Mehr hier…

Onlineportal „Naturschutzoffensive. Für Bayern“

Im neuen Onlineportal „Naturschutzoffensive. Für Bayern“ finden sich unter www.dritter-nationalpark.de allgemeinverständlich aufbereitet und für Handys und Tablets optimiert Infos, Filme und Bilder zur aktuellen Debatte um den Dritten Nationalpark. Dazu Claus Obermeier, Vorstand der Gregor Louisoder Umweltstiftung und GLUS-Vertreter im überregionalen Netzwerk „Wildnis in Deutschland“: „Neue Nationalparke in Staatswäldern sind Garant für längst überfällige Fortschritte im Naturschutz in Bayern: Sie binden im großen Stil schädliche Klimagase und helfen Hochwasser zu reduzieren. Vor allem aber bieten sie erholungsuchenden Menschen, bedrohten Tier- und Pflanzenarten Lebensraum in einer ansonsten fast flächendeckend von intensiver Land- und Forstwirtschaft und ausufernden Gewerbegebieten geprägten Landschaft. … Neu gegründete Nationalparke wurden stets zur Erfolgsstory für Menschen, Natur und regionale Wirtschaft.“ Lesen Sie hier die ausführliche Pressemeldung 

Wald und Wildnis: Gemeinsames Projekt von Stiftung Naturlandschaften und Landesforstbetrieb

Mit einer neuen Kooperationsvereinbarung werden der Landesbetrieb Forst Brandenburg und die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg das Zusammenspiel von Wald und Wildnis in der Lieberoser Heide gemeinsam untersuchen.

Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts, das vorerst auf 10 Jahre angelegt ist, soll eine natürliche Waldentwicklung weitgehend ohne menschlichen Einfluss mit einer Waldentwicklung unter naturnahen Bewirtschaftungsgrundsätzen verglichen werden.

Die aktuelle Pressemitteilung finden Sie hier.

Absolute Mehrheit für Nationalpark Spessart

Aktuelle Umfrage zeigt 64 Prozent Zustimmung für einen Nationalpark in der Region Spessart / Umweltverbände: Landesregierung muss endlich eigenen Kabinettsbeschluss umsetzen

München, 14.03.17 – Eine deutliche Mehrheit von 64 Prozent der Bewohner in der Region Bayerischer Spessart und Unterfranken befürworten die Einrichtung eines Nationalparks. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Emnid-Umfrage, die der BUND Naturschutz in Bayern (BN), Greenpeace, der LBV (Landesbund für Vogelschutz) und der WWF Deutschland am Dienstag in München vorgestellt haben.

© Markus Mauthe / Greenpeace

Demnach sind 29 Prozent der Meinung, dass die Einrichtung eines Nationalparks in der Region „sehr gut“ wäre. 35 Prozent halten dies für „eher gut“. 29 Prozent halten einen Nationalpark für „eher schlecht“ (17 Prozent) oder „sehr schlecht“ (12 Prozent). Sechs Prozent der Befragten machten keine Angabe. Die Umfrage zeigt außerdem, dass eine umfassende und sachliche Informationspolitik eine noch breitere Zustimmung ergeben würde: So antworteten fast drei Viertel der Befragten, die dem Nationalpark ablehnend gegenüberstehen, dass sie eher zustimmen würden, wenn Zugang und Nutzung des Waldes für die Bevölkerung nicht eingeschränkt werden. Das Bayerische Umweltministerium hat hinsichtlich des Zugangs bereits klare Zugeständnisse gemacht. Spitzenvertreter der vier Umweltverbände appellierten daher an die Landesregierung, sich durch populistische Stimmungsmache seitens der Nationalpark-Gegner nicht beirren zu lassen. Der entsprechende Kabinettsbeschluss Pro-Nationalpark müsse nun endlich umgesetzt werden.

© Oliver Soulas / Greenpeace

Der Spessart gilt als größtes zusammenhängendes Mischlaubwaldgebiet Deutschlands. Nach Ansicht der Verbände hat zudem der Steigerwald
Nationalpark-Potential. Auch hier sprach sich bei einer Umfrage im November 2016 eine deutliche Mehrheit dafür aus.

„Wir freuen uns, dass es sowohl im Steigerwald wie nun auch im Spessart doppelt so viele Menschen gibt, die einen Nationalpark begrüßen, als diejenigen, die ihm noch kritisch gegenüberstehen. Bayern hat neben dem Steigerwald das landschaftliche Potential für mehrere Nationalparke: zu Recht sind Spessart, Ammergebirge, Rhön und die Donau- und Isarauen in der öffentlichen Diskussion!“, betont der BN-Vorsitzende Hubert Weiger.

„Die Mehrheit der Menschen im Spessart sehen die Chance für ihre Region und die Natur – sie geben dem Nationalpark grünes Licht. Dies sollte mehr als genug Ansporn für Ministerpräsident Horst Seehofer und seine Regierung sein, der derzeitigen Desinformationskampagne eine Informationskampagne entgegenzusetzen“, sagt Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland.

© Michael Kunkel / Greenpeace

„Nationalparke sind die Kronjuwelen des Naturschutzes weltweit. Aber sie sind noch mehr: ihre Wildnis begeistert die Menschen und kann durch Tourismus erhebliche wirtschaftliche Vorteilen für eine Region mit sich bringen. So wurde in den bestehenden Nationalparken Bayerischer Wald und Berchtesgaden eine große Anzahl von Arbeitsplätzen geschaffen und eine Nettowertschöpfung von alljährlich vielen Millionen Euro erzielt. Der anfängliche Widerstand in diesen beiden Regionen ist durch die sehr positiven Erfahrungen weitgehend verschwunden. Wir sollten die Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayerischer Wald und Berchtesgaden intensiv bei der Ausweisung eines dritten Nationalparks in Bayern nutzen“, so Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV.

„Die Landesregierung hat immer wieder bekräftigt, einen dritten Nationalpark in Bayern nicht gegen die Bevölkerung vor Ort einrichten zu wollen. Unsere Umfrage zeigt, der Nationalpark Spessart hat die Rückendeckung der Menschen in der Region. Der Freistaat muss demensprechend handeln und darf nicht vor einigen wenigen Krawallmachern einknicken“, bekräftigt Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz Deutschland beim WWF.

Hintergrundinformation zu der Kantar Emnid-Umfrage:

Vom 2. bis 7. März 2017 führte das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid 1.000 Telefoninterviews in der Region bayerischer Spessart und Unterfranken durch. Befragt wurden Bewohner der Landkreise Aschaffenburg, Miltenberg, Main-Spessart, Würzburg sowie den kreisfreien Städten Aschaffenburg und Würzburg durch. Die Befragung wurde bevölkerungsproportional durchgeführt. Dementsprechend orientierte sich die Verteilung der Telefoninterviews an der Einwohnerverteilung auf die einzelnen Landkreise und Städte.

Die detaillierten Umfrageergebnisse finden Sie hier zum Download:

Aktuelle Umfrage zum Standort Spessart
Umfrage zum Standort Steigerwald

Bildmaterial:

Eine Auswahl an Fotos vom Spessart schicken wir gerne auf Anfrage unter +49 40 30618-376 oder -377 photo@greenpeace.de zur einmaligen redaktionellen Nutzung im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung / Pressekonferenz zu.

Pressekontakt:

Sandra Hieke, Waldexpertin Greenpeace e.V., Tel. 0160 90659754, sandra.hieke@greenpeace.org
Roland Gramling, Pressestelle WWF Deutschland, Tel. 030-311 777 425, roland.gramling@wwf.de
Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter, Tel. 0911-8187 825, richard.mergner@bund-naturschutz.de
Markus Erlwein, Pressestelle LBV, Tel. 09174-4775-80, m-erlwein@lbv.de

Mehr Wildnis: Bayern will dritten Nationalpark

Mehr Wildnis in Bayern: Bekommen die Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden bald einen Bruder? © Daniel Rosengren

Ministerpräsident Horst Seehofer hat die Grundsatzentscheidung für einen dritten Nationalpark in Bayern bekannt gegeben. Als Eckpunkte nannte er: der Nationalpark soll vor allem Staatswald umfassen, und wenn möglich grenzüberschreitend sein. Bezüglich des Standortes legte sich der Freistaat noch nicht fest. Nun sollen Regionen und Bürger befragt werden. Der vielfach als Nationalpark diskutierte Steigerwald wurde allerdings im Vornherein als Option von der Regierung ausgeschlossen. Mindestens zwei Prozent echte Wildnisflächen in Deutschland – das ist das Ziel von Bundesregierung, Naturschutzverbänden und Wissenschaftlern. Ein weiterer Nationalpark würde dazu beitragen.

Aktuelle Meldungen zum 3. Nationalpark:

Video „Ein neuer Nationalpark. Für Bayern.“

Weiterführende Links „Dritter Nationalpark in Bayern“:

Bestehende Nationalparks in Bayern:

Wissensportal Nationalpark

 

Weitere Naturwälder in Hessen

Naturschutzverbände begrüßen weitere Naturwälder in Hessen.
Rechtliche Sicherung aber unzureichend – weitere Gebiete notwendig.

Naturwald in Hessen (c) NABU/delpho

Wetzlar / Frankfurt – Weitere Landeswälder werden nach einer neuen Entscheidung des hessischen Umweltministeriums aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen. Sie gelten nun als „Kernflächen“ und stehen fortan für Natur- und Artenschutz und der Bevölkerung für die Erholung zur Verfügung. Die nun erfolgte Erweiterung beträgt 5.800 Hektar, so dass die Holznutzung in Hessen nun auf drei Prozent der Waldfläche eingestellt wurde. Die Naturschutzorganisationen Naturschutzbund Deutschland (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), WWF Deutschland, Greenpeace und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) begrüßen diese Erweiterung.

Als positiv sehen sie, dass sich auch einige größere Waldgebiete über 500 Hektar zu Naturwäldern entwickeln können. Allerdings fordern die Verbände von der Landesregierung, dass sie die Wälder bis zum Ende der Legislaturperiode (2019) noch als Naturschutzgebiete absichert. Die Landesregierung soll zudem in den nächsten Jahren noch weitere Waldschutzgebiete von rund 16.000 Hektar auswählen, damit sie das eigene Ziel erreicht, fünf Prozent der Waldfläche sich natürlich entwickeln zu lassen. In den Waldschutzgebieten könnten die Bäume ihr natürliches Alter von bis zu 400 Jahren erreichen. Im Wirtschaftswald würden hingegen die meisten Bäume schon „im jugendlichen Alter“ mit 120 bis 140 Jahren gefällt.

BUND, Greenpeace, NABU, WWF und die ZGF hatten dem Umweltministerium im Zuge des Auswahlprozesses konkrete Vorschläge für 14 große zusammenhängende Waldschutz- Gebiete vorgelegt. „Hier könnte sich in Zukunft ein ‚Urwald von morgen‘ entwickeln“, so Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU. Damit hätten die Menschen künftig die Chance, spektakuläre Wälder mit alten Baumriesen und seltenen Arten zu erleben. Einige der Vorschläge wurden nun vom Land aufgegriffen. „Besonders freuen wir uns über 1.000 Hektar im Hinterlandswald im schönen Wisper-Taunus“, so Manuel Schweiger, Wildnisreferent der ZGF. Ein weiteres großes Naturwaldgebiet wird im Kreis Hersfeld- Rotenburg der Landecker Berg (600 Hektar). Als vertane Chance sehen die Naturschützer, dass das Land an den Steilhängen nördlich des Edersees die Möglichkeit zur Bildung eines zusammenhängenden Waldwildnis-Gebietes nicht genutzt hat. Hier wachsen Wälder, die ohnehin kaum zu bewirtschaften waren und die als Wildniswälder eine tolle Ergänzung des Natur-Tourismus Angebots sein könnten. „Gerade wegen der Bewirtschaftungserschwernis konnten in den Steillagen mit hoher Sonneneinstrahlung seltene Arten überleben“, erläutert Gesche Jürgens von Greenpeace. Nach Ansicht der Verbände wäre hier ein 1250 Hektar großes Schutzgebiet möglich. Ab 1000 Hektar spricht man von „Wildnisgebiet“.

Als unzureichend bewerten die Umweltverbände vor allem, dass der Verzicht auf Holznutzung nur in der sogenannten Forsteinrichtung verankert werden soll. Diese wird alle 10 Jahre neu geschrieben. Spätestens dann stünden die Flächen wieder zur Disposition. „Das passt nicht zu einem Ewigkeitsprojekt. Urwälder von morgen für unsere Kinder und Enkel müssen dauerhaft als Naturschutzgebiet gesichert werden“, so Albert Wotke vom WWF. Als Naturschutzgebiet wären die Gebiete auch viel attraktiver für die Bevölkerung, die mit dem Begriff „Kernfläche“ nichts anfangen könne. Die Naturschutzverbände erwarten, dass alle Kerflächen auch einen naturschutzrechtlichen Schutz bekommen. „Mit den großen sollte begonnen werden: Alle Gebiete über 100 Hektar Größe sollten bis Ende des kommenden Jahres als Naturschutzgebiet gesichert sein“, fordert Jörg Nitsch, Vorstandssprecher des BUND.

Leider gebe es in manchen vom Landesbetrieb Hessen-Forst ausgewählten Wäldern auch kaum noch alte Bäume. Eine 200 Hektar große Fläche im Reinhardswald sei auf 70% nur noch 20-60jähriger Jungwald, so der NABU. Auch dies sei eine vertane Chance, weil es noch über 100 Jahre dauern werde, bis dieser Wald einen besonderen naturschutzfachlichen Wert entwickelt. „Die schönen Wälder werden gefällt, die abgeernteten geschützt“, so Eppler. Die hessische Biodiversitätsstrategie verfolgt das Ziel, eine natürliche Waldentwicklung in fünf Prozent des hessischen Waldes zu ermöglichen. Erreicht werden nun nur drei Prozent. „Ein Schritt in die richtige Richtung, aber weitere müssen folgen“, betont Rudolf Fippl, stellvertretender Vorsitzender der HGON. Da zur Erreichung des 5%-Ziels noch 16.000 Hektar Wald fehlen, hätte sich für die jetzt nicht berücksichtigen Verbändevorschläge ein vorübergehender Holzeinschlagsstopp (sogenanntes Moratorium) angeboten. Die Landesregierung hat diesen Vorschlag leider abgelehnt. Nun ist laut Fippl zu befürchten, dass die dortigen wertvollen Altholzbestände innerhalb kürzester Zeit verloren sind.

Ihre Ansprechpartner:

Manuel Schweiger, ZGF, Tel.: 069-943446-33, wildnis(ad)fzs.org
Mark Harthun, NABU Hessen, Tel.: 06441-67904-16, Mobil: 0170-3652404.