Wildnisgebiet Grünhaus in Südbrandenburg wächst

Dank des staatlichen Förderprogramms „Wildnisfonds“ erweiterte die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe ihr Wildnisgebiet auf dem ehemaligen Tagebaugebiet in der Niederlausitz um rund 250 Hektar Wald auf 2.200 Hektar. Seit 20 Jahren kann sich die Natur auf den ehemaligen Tagebauflächen frei entfalten. Heute bietet das Naturparadies Grünhaus über 3.000 Arten eine Heimat, dazu gehören Heidelerche, Wiedehopf und Kreuzkröte. 

Bergbaufolgelandschaften bieten mit ihrer Größe und Unzerschnittenheit ideale Bedingungen für die Entstehung von Wildnisgebieten. So wurde die Braunkohle zum Auslöser einer grundlegenden Umgestaltung der Lausitz. Nachdem sich Kohlebagger durch die Hügel und Wälder gefressen hatten, entstand eine Landschaft, die auf den ersten Blick eher der lebensfeindlichen Oberfläche auf dem Mond entsprach. Auf den zweiten Blick entpuppten sich diese Flächen als eine einmalige Chance für die Natur: Im Laufe der letzten Jahrzehnte verwandelten sie sich in eine abwechslungsreiche, vom Menschen unberührte Wildnis.

Schon nach wenigen Jahren siedelten sich auf den im Rahmen der Bergbausanierung gekalkten und eingesäten Böden Gräser, Ginsterheiden, Kiefern und Birken an. Mittlerweile sind über 450 Pflanzenarten heimisch, mit denen auch zahlreiche Insektenarten nach Grünhaus kamen. Aus den großen Kohlengruben entstand eine neue Seenlandschaft, die während des Vogelzugs tausende Kraniche und Wildgänse zur Rast nutzen. Pioniere wie die Kreuzkröte und andere Amphibienarten nutzen im Frühjahr die zahlreichen von Regenwasser gespeisten Tümpel als Laichgewässer. Rund 90 Brutvogelarten haben inzwischen in Grünhaus eine neue Heimat gefunden.

Junge Kiefern sowie Stiel-, Trauben- und Roteichen kennzeichnen die hinzugewonnenen Waldflächen, die bislang intensiv für die Forstwirtschaft und Jagd genutzt wurden. Mit dem Kauf wird die NABU-Stiftung den Holzeinschlag einstellen und die Wälder einer natürlichen Entwicklung überlassen. So werden sich die aufgeforsteten Flächen mit der Zeit zu naturnahen Wäldern verwandeln, die das Wildnisgebiet Grünhaus um ein weiteres Ökosystem bereichern, in dem nun auch ausreichend geeignete Bäume für Höhlenbrüter wie beispielsweise den Wiedehopf zur Verfügung stehen.

 

Eindrücke aus dem Wildnisgebiet Grünhaus:

Copyright aller Fotos aus dem Wildnisgebiet Grünhaus: Stefan Röhrscheid.

 

Hintergrundinfos zum Wildnisfonds:  

Seit Juli 2019 können Stiftungen und Naturschutzorganisationen über den Wildnisfonds Gelder für den Kauf von Flächen oder deren Nutzungsrechte beantragen. Privatwaldbesitzerinnen und Privatwaldbesitzer, Kommunen oder Kirchenverwaltungen erhalten somit die Möglichkeit, sich ihr Engagement für den Naturschutz entlohnen zu lassen, indem sie ihre Flächen dauerhaft für die Wildnisentwicklung bereitstellen. Die Förderung ist auf den Verkehrswert der Fläche begrenzt, der Finanzierungsanteil des Bundes beträgt bis zu 100 Prozent. Im Haushalt des BMU stehen dafür jährlich 20 Millionen Euro zur Verfügung. Förderfähig sind Flächen, die großflächige Wildnisgebiete schaffen. Dazu müssen die geförderten Flächen, zumindest perspektivisch, Teil eines 1.000 Hektar (in Ausnahmefällen 500 Hektar) großen Wildnisgebiets sein. (www.wildnisindeutschland.de/wildnisfonds)