• Ein Wald im Harz

Natürliche Waldentwicklung und neue Wildnisgebiete in Brandenburg

Land Brandenburg gibt Beispiel auch für andere Bundesländer

Berlin, 17.5.2024Brandenburg hat nach einem Ministerialerlass nun insgesamt zehn Prozent des Landeswaldes in die natürliche Waldentwicklung entlassen. Die Initiative Wildnis in Deutschland – ein Zusammenschluss von 21 Naturschutzorganisationen – begrüßt diesen Schritt als wichtigen Beitrag auch für die Erreichung des Zwei-Prozent-Wildnisziels in Deutschland, fordert aber auch eine rechtliche Sicherung der entstandenen Wildnisgebiete.

Am 1. März 2024 hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz des Landes Brandenburg einen Erlass zur Erweiterung der bestehenden Flächenkulisse von Waldgebieten mit natürlicher Waldentwicklung an den Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) gegeben, der die Naturwaldentwicklung auf insgesamt zehn Prozent der Waldfläche im Landeseigentum sicherstellt. Zuvor lag dieser Anteil bei fünf Prozent. Die Initiative Wildnis in Deutschland lobt Brandenburg für diesen wichtigen Schritt als beispielgebend für andere Bundesländer, weil damit auch die Schaffung neuer großräumiger Wildnisgebiete verbunden ist.

Von den neu festgelegten Naturwaldflächen erfüllen rund 9.700 Hektar bereits wesentliche Qualitätskriterien für Wildnisgebiete. Unter anderem müssen solche Wildnisgebiete eine Mindestgröße von jeweils 1.000 Hektar aufweisen. Die Flächenerweiterungen tragen dazu bei, dass wertvolle Naturgebiete vergrößert und dauerhaft für eine vom Menschen ungesteuerte Entwicklung gesichert werden. In mehreren Fällen bringen nun Mitgliedsorganisationen der Initiative Wildnis in Deutschland auf der einen Seite und der Landesbetrieb Forst Brandenburg auf der anderen Seite jeweils Eigentumsflächen ein, sodass in der Summe ausreichend große Gebiete entstehen. So zum Beispiel in der Lieberoser Heide, am Stechlinsee, am ehemaligen Tagebau Grünhaus und in der Tangersdorfer Heide.

Große Waldflächen, die sich zu Wildnisgebieten entwickeln dürfen, mildern die Folgen des Klimawandels ab und geben Tier- und Pflanzenarten Zeit und Raum, sich an veränderte Klimabedingungen anzupassen. Als unersetzliche Forschungsflächen zeigen sie, wie die Natur aus eigener Kraft neue Wälder entstehen lässt, die vital, vielfältig und besser an Hitze, Trockenheit und andere Wetterextreme angepasst sind als unsere bestehenden Wirtschaftswälder. Diese Flächen sind eine Investition in die Zukunft, die uns viel über den Umgang mit umliegenden genutzten Wäldern lernen lässt.

Als nächster Schritt ist die dauerhafte rechtliche Absicherung der großräumigen Wildnisgebiete erforderlich. Eine solche rechtliche Sicherung – zum Beispiel über eine Ausweisung von Naturschutzgebieten mit dem Schutzzweck „Wildnis“ – zählt ebenfalls zu den Qualitätskriterien von Wildnisgebieten, die die Bundesländer gemeinsam mit dem Bund vereinbart haben. Aus Sicht der Initiative Wildnis in Deutschland sollte das Land Brandenburg daher jetzt auch die rechtliche Sicherung der Wildnisgebiete konsequent und rasch umsetzen.

Umfangreiche Informationen und Steckbriefe zu den Flächen hat das Landesministerium auf seiner Website zusammengestellt:

https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/umwelt/wildnis-nwe10-in-brandenburg/

Hintergrund

Auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands großräumige Wildnisgebiete zu schaffen – so lautet ein wesentliches Ziel der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Ein weiteres Ziel dieser Strategie sieht vor, zehn Prozent natürliche Waldentwicklung in öffentlichen Wäldern zu sichern. Diese Naturentwicklung ohne Eingriffe des Menschen ist für den Erhalt der biologischen Vielfalt, für Klimaschutz und die Sicherung unserer Lebensgrundlagen dringend notwendig. Für beide Ziele ist vor allem die öffentliche Hand gefordert, beispielgebend voranzugehen. Bei der Umsetzung sind die Bundesländer bislang unterschiedlich weit vorangekommen. Das Land Brandenburg hat hiermit jetzt einen großen Schritt nach vorn gemacht.

Initiative Wildnis in Deutschland

Die Initiative Wildnis in Deutschland ist ein Zusammenschluss aus 21 Naturschutzorganisationen, die das Ziel eint, gemeinsam über Wildnis zu informieren und mit konkreten Beiträgen das Ziel zu unterstützen, auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands großräumige Wildnis entstehen zu lassen. Mitglied der Initiative sind: Bundesverband Beruflicher Naturschutz, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), BUNDstiftung, Deutsche Umwelthilfe, Deutsche Wildtier Stiftung, EuroNatur, Greenpeace e. V., Gregor Louisoder Umweltstiftung, GRÜNE LIGA, Heinz Sielmann Stiftung, Loki Schmidt Stiftung, Michael Succow Stiftung, Naturschutzbund Deutschland (NABU), NABU-Stiftung Nationales Naturerbe, Nationale Naturlandschaften e. V., Naturstiftung David, Naturwald Akademie, Stiftung Naturlandschaften Brandenburg – Die Wildnisstiftung, Vogelschutz-Komitee e.V., WWF Deutschland, Zoologische Gesellschaft Frankfurt e.V.

Kontakt

Initiative „Wildnis in Deutschland“
Stefan Schwill
NABU-Stiftung Nationales Naturerbe
Tel. +49 (0)30 2130896-43
E-Mail: schwill@wildnisbuero.de

www.wildnis-in-deutschland.de