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Biotopverbund aus Naturwaldgebieten im Spessart

Naturschutzverbände werben für Waldschutzkonzept im Spessart

Auf Basis des Beschlusses der Staatsregierung, dass im Spessart substanzielle Maßnahmen zur Förderung des Natur- und Artenschutzes ergriffen werden sollen, schlagen Naturschutzorganisationen ein landkreisübergreifendes, differenziertes Naturwaldverbund-Konzept für den gesamten Spessart vor. Die Naturschutzverbände BUND Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV), Greenpeace Bayern, WWF Deutschland, Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die „Freunde des Spessarts“ werben für ein 3-Säulen-Konzept, das aus einem großen Kerngebiet, mehreren mittelgroßen Spenderflächen und etlichen kleinen Naturwaldflächen bzw. Trittsteinen besteht. Diese über den gesamten Spessart verteilten Gebiete sollen im Biotopverbund dauerhaft als Naturschutzgebiete geschützt werden, insgesamt knapp 9.000 Hektar an Staatswäldern. In diesen Wäldern soll kein Holz genutzt werden, damit sich langfristig „Urwälder von morgen“ entwickeln können, in denen Bäume alt und dick werden und bedrohte Waldarten dauerhaft überleben können. „Wir werben für ein Konzept, das Schützen und Nutzen verbindet und von dem Mensch und Natur im Spessart landkreisübergreifend profitiert. Dabei werden die Befürchtungen aus der Nationalparkdebatte berücksichtigt und zugleich mehr staatliche Spessartwälder konsequent geschützt, so wie dem Mehrheitswillen der Bevölkerung im Spessart entspricht“, so die Naturschutzorganisationen.

Sebastian Schönauer, BN Bayern: „Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen gehört im Spessart, dass Wälder nicht nur der Holznutzung dienen, sondern dass auch ein deutlich größerer Teil des Staatswaldes als heute konsequent und auf Dauer geschützt wird. Mit einer großen Naturwaldfläche im Spessart wäre eine Weltnaturerbe-Bewerbung möglich.“

Prof. Dr. Detlev Drenckhahn, WWF Deutschland: „Der Spessart ist von seiner Ausstattung an alten Wäldern und bedrohten Arten geradezu prädestiniert hier Naturwälder in größerem Umfang zu schützen. Die Staatsregierung muss von ihren Staatswäldern gerade im Spessart deutlich mehr schützen und dazu beitragen, die Verpflichtungen aus der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ auch in Bayern zu erfüllen.“

Hartwig Brönner, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Main-Spessart: „Aus unseren Kartierungen wissen wir, dass es neben einem Großschutzgebiet im Heisterblock und dessen Umgebung viele weitere absolut schützenswerte Wälder über den Spessart verteilt gibt. Naturnahe Wälder mit ihrer speziellen Artenausstattung sind das primären Naturerbe Mitteleuropas, das es vorrangig – auf Teilfläche auch holznutzungsfrei – zu bewahren gilt

Martin Niedermaier, Greenpeace Bayern: „Der Spessart ist aus nationaler und internationaler Sicht so wertvoll, dass hier deutlich mehr Wälder ge-schützt werden sollten. Nach dem Ausschluss des Spessarts aus der Natio-nalparksuche schlagen wir als Kompromiss einen Naturwaldverbund vor.“

Heidi Wright, Sprecherin Bürgerbewegung „Freunde des Spessarts“: „Wir setzen uns als Bürgerbewegung weiterhin für großflächige Waldschutzgebiete im Spessart ein. Davon profitieren nicht nur Waldarten. Echte Natur als „Urwald vor der Haustür“ kann so auch von den Spessarter Bürgern in allen Spessartlandkreisen wohnortnah erlebt und genossen werden“.

Ruth Radl, stellv. Vorsitzende BN-Kreisgruppe Aschaffenburg: „Vorschläge, die sich nur auf touristische Ziele beschränken, widersprechen dem Beschluss der Staatsregierung, weil sie im Kern keine substantiellen Verbesserungen im Natur- und Artenschutz bringen. Wir werben für ein Konzept, das den Waldnaturschutz im gesamten Spessart substanziell verbessert.“

Dr. Steffen Scharrer, Vorsitzender BN-Kreisgruppe Miltenberg: „Für uns ist es wichtig, dass auch der Landkreis Miltenberg am Naturwaldverbund beteiligt ist: mit einer größeren Spenderfläche nördlich von Altenbuch und einem weiteren kleineren Naturwaldgebiet nördlich von Schollbrunn. Dies zeigt, dass es auch im Südspessart ökologisch wertvolle Wälder gibt.“

Erwin Scheiner, Vorsitzender BN-Kreisgruppe Main-Spessart: „Das von uns vorgeschlagene Wald-Konzept garantiert auf großen Wirtschaftswaldflächen weiterhin die Nutzung des Rohstoffes Holz, die wohnortnahe Brennholznutzung und die Pflege und Ernte der wertvollen Spessarteichen. Dies berücksichtigt Befürchtungen aus der Nationalpark-Diskussion.“

Ralf Straußberger, BN-Waldreferent: „Wer substanziell im Waldnaturschutz etwas verbessern will, darf nicht – wie bisher im Spessart- beim Schutz von winzigen Schutzgebieten stehenbleiben, weil dort bedrohte, anspruchsvolle Waldarten dauerhaft nicht überleben können.“

Hintergrundinformation:
Die Bayerische Staatsregierung hat am 18.07.2017 mit dem Ausschluss des Spessarts aus dem Nationalparksuchprozess beschlossen, im Spessart „weitere substanzielle Maßnahmen zur Förderung des Natur- und Artenschutzes sowie für den Naturtourismus“ zu ergreifen. Dazu sollen im Rahmen der Initiative „Natur.Heimat.Bayern“ der Staatsministerin Scharf Vorschläge auch aus der Spessartregion vertieft geprüft werden, die die Zustimmung der gesamten Region finden sollen.

Für Rückfragen:
Dr. Ralf Straußberger, BN Waldreferent, Mobil 0171 / 738 17 24
Bund-Naturschutz.de

 

„Freunde des Spessarts“ gründen Bürgerbewegung für den Nationalpark

Bürgerinnen und Bürger aus der Region wollen fairen Dialog. Weitere Unterstützung willkommen.

© Daniel Rosengren

Bürgerinnen und Bürger aus dem Spessart haben Anfang Februar die Bürgerbewegung „Freunde des Spessarts“ gegründet. Die Initiative setzt sich dafür ein, im Spessart einen Nationalpark zu schaffen. Unterstützerinnen und Unterstützer sind herzlich willkommen.

Unter dem Motto „Unser Herz schlägt für einen Nationalpark im Spessart“ will die Initiative vor allem den fairen Dialog mit der Bevölkerung fördern, den sachlichen Informationsaustausch rund um das Thema Nationalpark unterstützen und sich so konstruktiv an der Nationalparkdebatte im Spessart beteiligen.

Die Bürgerbewegung „Freunde des Spessarts“ ruft zur Besonnenheit auf und fordert, sachlichen Argumenten Raum zu geben. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich hieran zu beteiligen. Deshalb will die Bürgerbewegung bei dem von der Umweltministerin anberaumten Termin am Freitag Vormittag vor dem Landratsamt in Aschaffenburg ein friedliches Zeichen setzen und sich offen für einen Dialog zeigen. „Laute Parolen liefern keinen sachlichen Beitrag, sondern schüren nur aggressive Emotionen,“ so Petra Brand aus Heimbuchenthal für die Bürgerbewegung.

In den nächsten Monaten hat man Zeit, sich mit den Nationalparkplänen auseinanderzusetzen, und könne sich als Region aktiv am Dialog beteiligen. „Schlussendlich ist ein Nationalpark das, was wir in der Region daraus machen. Schon alleine deshalb ist der Dialog mit der Regierung und miteinander eine Notwendigkeit. Hierfür möchten wir gerne eine seriöse Anlaufstelle sein,“ so Brand weiter.

Die alten Laubwälder im Spessart sind eine Rarität in Deutschland und besonders schützenswert. „Mein Herz schlägt für unsere alten Laubwälder hier im Spessart und damit für den Nationalpark“, so Michael Kunkel aus Heigenbrücken, der sich seit Jahren für die Erhaltung der Spessart-Wälder engagiert. Von nun an will er sich auch im Rahmen der Bürgerbewegung für einen Nationalpark Spessart einsetzen.

Ein Nationalpark ist eine Chance für Mensch und Natur, doch derzeit werden in der Region viele unbegründete Ängste geschürt. „Einer Nationalparkidee von vornherein die Türe vor der Nase zuzuschlagen, ist eine vertane Chance. Jetzt geht es um den großen Wurf“, so Heidi Wright aus dem Landkreis Main-Spessart für die Bürgerbewegung. „Der Spessart bleibt weiterhin Kulturlandschaft, Rohstofflieferant, Naturpark, wird jedoch durch einen Nationalpark auf einem kleinen Teil der Fläche nochmals aufgewertet und hervorgehoben.“

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Freundeskreises.