Neue Potenzialstudie: NRW kann Wildnisziel erreichen
Die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände BUND und NABU veröffentlichten eine Studie, die das Potenzial für mehr Wildnis in Nordrhein-Westfalen aufzeigt. Demnach könnte die Landesregierung auf zwei Prozent der Fläche große Wildnisgebiete etablieren – und dies alleine auf Flächen der öffentlichen Hand. Die Naturschutzverbände fordern daher von der kommenden Landesregierung ein größeres Engagement, um das Zwei-Prozent-Wildnisziel der Bundesregierung zu erreichen. CDU und die Grünen sollen dies bereits in den laufenden Sondierungsgesprächen berücksichtigen.
Wildnisgebiete sind mindestens 1.000 Hektar große, zusammenhängende Räume, in denen sich Natur frei von menschlichen Einwirkungen entwickeln darf. Bis 2020 sollte nach dem Willen der Bundesregierung auf mindestens zwei Prozent der Landesfläche Wildnis entstehen dürfen. Eine Länderumfrage aus dem letzten Jahr deckte auf, dass bisher mit 0,6 Prozent nicht einmal ein Drittel davon erreicht ist. Nordrhein-Westfalen ist im Bundeslandvergleich Schlusslicht: hier darf die Natur nur auf 0,19 Prozent der Fläche (6.330 Hektar) ihren eigenen Lauf nehmen; nämlich in der Kernzone des Nationalparks Eifel.
Zum Erreichen des Zwei-Prozent-Ziels fehlen in NRW noch 61.895 Hektar Wildnis. Die neuen Studienergebnisse zeigen konkret auf, welche Gebiete sich zur Wildnisentwicklung eignen. Darunter fallen 22 großfläche, potenzielle neue (Wald-)Wildnisgebiete mit einer Gesamtfläche von 59.260 Hektar. Zusätzlich sind circa 10.000 Hektar ehemaliger Truppenübungsplätze als künftige Wildnisflächen geeignet. Insgesamt dürfte laut der Autoren das Flächenpotenzial aufgrund fehlender Daten noch höher sein.
Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU Nordrhein-Westfalen: „Zwei Prozent der Landesfläche soll für die Windkraft-Nutzung reserviert werden. Von daher ist es naheliegend, der Natur auf ebenfalls zwei Prozent der Landesfläche den uneingeschränkten Vorrang zu geben – und zwar in großen und zusammenhängenden Gebieten. Dieser Schutz muss auch langfristig abgesichert werden, beispielsweise indem die Wildnisflächen in eine noch zu gründende Naturerbe-Stiftung des Landes eingebracht und damit dauerhaft vor einer Privatisierung geschützt werden.“
Holger Sticht, Vorsitzender des BUND Nordrhein-Westfalen: „Der große Erfolg des Nationalpark Eifel mit 1,1 Millionen Besuchern allein im Jahr 2021 zeigt wie groß der Wunsch der Bevölkerung nach natürlichen Erholungslandschaften ist. Die neue Landesregierung muss deshalb gemeinsam mit den Kommunen und Landkreisen ein Konzept für ein Netz großflächiger Wildnisgebiete entwickeln und umsetzen. Dabei muss das Land wichtige Schlüsselflächen in die Wildnisentwicklung einbringen.“
Der Mensch ist in Wildnisgebieten als Besucher willkommen, um die Faszination und Ruhe der abwechslungsreichen, wilden Landschaften zu erleben. Viele bedrohte Tiere, Pflanzen, Pilze und Mikroorganismen finden nur hier wichtige Lebens- und Rückzugsräume. Damit leisten diese Gebiete einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt. Durch die Sicherung weiterer Wildnisgebiete kann auch NRW ein Zeichen gegen das Artensterben setzen.
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