Königsbrücker Heide erhält internationale Anerkennung als Wildnisgebiet

Wildnis vor den Toren Dresdens: Die Königsbrücker Heide nördlich der Stadt hat als bundesweit erstes Terrain die internationale Anerkennung als Wildnisgebiet erhalten. Damit erfüllt das Gebiet die Kriterien der internationalen Naturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources). Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (Grüne) nahm am 23. August die entsprechende Urkunde von IUCN-Vertreter Eick von Ruschkowski in Königsbrück entgegen. Die Organisation würdigt mit der Auszeichnung, dass rund 80 Prozent des gut 7.000 Hektar großen Schutzgebiets der natürlichen Entwicklung überlassen bleiben.

Seit 1996 befindet sich die Königsbrücker Heide auf dem Weg von der Militärbrache zum Wildnisgebiet. Zuvor war es fast 90 Jahre lang vom Militär als Truppenübungsplatz genutzt worden. Das 7.000 Hektar große Gebiet liegt etwa 30 Kilometer nördlich von Dresden und gehört zum Oberlausitzer Heideland. Die geschützte Fläche weist inzwischen eine große biologische Vielfalt auf, die unter anderem auf einem Wechsel von sehr trockenen und sehr feuchten Standorten und Lebensräumen basiert. Daraus resultiert ein großer Reichtum an teils seltenen Tier- und Pflanzenarten. Dazu zählen unter anderem Biber, Fischotter, Seeadler, Bekassine, Grauspecht und Rotbauchunke, natürliche Eichenmischwälder und Schwarzpappeln.  

Seit 2007 betreut die NSG-Verwaltung im Staatsbetrieb Sachsenforst das Naturschutzgebiet Königsbrücker Heide. Weichholzauen und Bruchwälder begleiten die mehr als 100 km langen Fließgewässer. Etwa 45 Biberfamilien schaffen Wildnis pur und seit 2011 zieht ein Wolfrudel jährlich seine Jungen in der Königsbrücker Heide auf. Denn Wölfe haben Biber zum Fressen gern. Zahlreiche, in Sachsen ausgestorbene und in Deutschland stark bedrohte Arten wurden wiederentdeckt, so die Gewöhnliche Gebirgsschrecke, Kiemen- und Kiefenfüße.

Entgegen häufig geäußerter Befürchtungen sind Wildnisgebiete durchaus für Menschen zugänglich. Auf ehemaligen Truppenübungsplätzen gelten aus Gründen des Naturschutzes und der flächenhaften Kampfmittelbelastung jedoch besondere Regelungen: das Gebiet darf nur auf kampfmittelfrei markierten Wegen durch Wandernde und Radfahrende betreten bzw. befahren werden. Die touristische Grunderschließung erfolgt über einen rund 54 km langen Rad-Rundweg um das Wildnisgebiet herum. Außerdem führen mehrere markierte Themenwege als zumeist kurze Rundwege in die Randbereiche des Wildnisgebietes hinein. Bestandteil des Angebots zum Naturerleben sind außerdem ein 34 m hoher Aussichtsturm am Südostrand und eine Aussichtsplattform am Westrand des Schutzgebietes. Auf geführten Wanderungen können sich Besuchende von der Schönheit und Weitläufigkeit dieser ersten international zertifizierten Wildnis in Deutschland überzeugen.
 

Übergabe des IUCN Zertifikats für die Königsbrücker Heide

Übergabe des IUCN Zertifikats für die Königsbrücker Heide © Dr. Torsten Bittner/NSG-Verwaltung Königsbrücker Heide

Sachsens Umweltminister Wolfram Günther sagt: In Zeiten von globalem Artensterben und Lebensraumverlust ist das unbezahlbar. Hier kann Natur Natur sein, hier haben unzählige Arten wichtige Rückzugsräume. Außerdem können wir von der Wildnis und ihrer natürlichen Dynamik lernen, wie wir anderswo Arten retten können.“ 

 

Eindrücke aus der Königsbrücker Heide:

Copyright aller Fotos der Königsbrücker Heide: Dr. Torsten Bittner.