14.09.22: Traumjob „Rangerin“ im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Im Gespräch: Anne Schacht

Als „Gesicht“ des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer setzen sich 17 hauptamtliche Rangerinnen und Ranger – zusammen mit ehrenamtlichen Nationalpark-Warten und Naturschutzverbänden – für den Erhalt des Nationalparks und Lebensraumes Wattenmeer ein.

Ihr Arbeitsalltag ist sehr abwechslungsreich. Neben der Besucherinformation und -lenkung gehören die praktische Naturschutzarbeit, Monitoring-Aufgaben sowie die enge Zusammenarbeit mit Wasserschutzpolizei, Kommunen, Fischerinnen und Fischern oder Schäferinnen und Schäfern und vielen anderen zu den Aufgaben. Außerdem arbeiten sie bei der Gefahrenabwehr – Beispiel Ölverschmutzungen – mit, helfen bei Walstrandungen oder auch beim Einsammeln von kranken Tieren.

Eine der Rangerinnen – Anne Schacht – erzählt uns mehr von ihrem Traumjob. Seit 2014 ist sie Nationalpark-Rangerin auf Sylt und lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern auf der Insel. Hier kennt sie jede Düne, jeden Strandabschnitt und jeden Vogelbrutplatz.

 

Frau Schacht, wie haben Sie denn Ihren persönlichen Traumjob gefunden?

Aufgewachsen bin ich in Nordfriesland, zwischen Husum und Niebüll. Vor und während meines Studiums – Landschaftsökologie und Naturschutz in Greifswald – habe ich freiwillig mehrmonatige Praktika im praktischen Naturschutz auf der Hallig Langeneß, in Friedrichskoog und auf Sylt absolviert. Von da an wusste ich: Das muss ich auch beruflich machen! 

Weht Ihnen bei der Arbeit stets der Wind um die Nase oder sitzen Sie auch mal am Schreibtisch?  

Das ist ja das Spannende: Mein Traumjob kombiniert beides! Die Stelle ist in der Nationalparkverwaltung angesiedelt und zweigeteilt. Einerseits bin ich in der Ausstellung des Erlebniszentrums Naturgewalten in List unter anderem zuständig für die Betreuung von Schulklassen, konzipiere die Strand-, Watt-, Dünen- und Vogelführungen; dort habe ich auch meinen Büroplatz sowie Kolleginnen und Kollegen. Andererseits bin ich viel mit Gästen draußen und habe ein wachsames Auge darauf, ob sich am Watt alle an die wichtigen Vorschriften zum Schutz der Natur halten. Auch ungewöhnliche Phänomene und Veränderungen im Nationalpark registriere ich und bin somit Teil des Frühwarnsystems zur Gefahrenabwehr.

Ihre Arbeit gestaltet sich je nach Jahreszeit sicher sehr unterschiedlich, oder?

 Oh ja. In den Sommerferien kommen viele Familien ins Erlebniszentrum und besuchen naturkundliche Führungen. Im Frühjahr und Herbst gehe ich oft mit Schulklassen ins Watt, in die Dünen oder auf den Deich zum „Vogelkiek“. Einige Rast- und Brutgebiete benötigen eine Besucherlenkung, damit die Tiere ungestört sein können – dafür setze ich Zäune und Bojen und baue diese nach Saisonende wieder ab. Alle zwei Wochen findet ein Spülsaum-Monitoring statt, um tote und verölte Vögel aufzunehmen. Im Winter ist dann etwas Zeit, um mich fachlich für die kommende Saison vorzubereiten.

Tourismus und wilde Natur liegen im Nationalpark nah beieinander – wie integrieren Sie beides?

Ich sehe mich als Bindeglied zwischen Nationalparkverwaltung und Inselwelt. Sylt ist die Region mit den höchsten Gästezahlen an der Nordseeküste. Da ist es vor allem in den Sommermonaten – der Wurfzeit der Seehunde und Brutzeit bei den Küstenvögeln – wichtig, Aufklärungsarbeit und Besucherlenkung zu betreiben für Spaziergängerinnen und Spaziergänger, Gäste mit unangeleinten Hunden oder passionierte Wassersportlerinnen und -sportler.

Ob für das Erlebniszentrum oder draußen im Gebiet – ich versuche, sowohl Gäste als auch Einheimische für das Weltnaturerbe Wattenmeer, den Nationalpark und seine Natur zu begeistern. Viele nehmen die Landschaft eher als Kulisse wahr und verstehen nicht recht, warum wilde Natur so wichtig für uns alle ist. Ich möchte in meinem Job dafür sensibilisieren, den Besuch im und am Nationalpark Wattenmeer im Einklang mit der Natur zu gestalten und Flora und Fauna zu schützen.

Liebe Frau Schacht, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!