• Zugvogeltage im Niedersächsischen Wattenmeer © Claudia Weigel

‚Vogelkicken‘ für Neulinge im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

24. Oktober 2024

Haben Sie schon einmal bewusst länger Vögel beobachtet? Ich auch nicht. Dabei gibt es viele ‚Birdwatcher‘, die ihre Listen mit gesehenen oder gehörten Vogelarten führen und voller Leidenschaft von ihren Vogelbeobachtungen erzählen. Bei den Zugvogeltagen im Niedersächsischen Wattenmeer, die jedes Jahr im Herbst stattfinden, haben auch Neulinge wie ich die Chance, einen Zugang zum „Vogelkicken“ zu finden.

Zugvogeltage

Während der Zugvogeltage gibt es mehrere Vogelbeobachtungsstationen verteilt auf den Inseln und dem Festland rund um die Ruhezone des Niedersächsischen Wattenmeers. Ich besuche die Station Pilsumer Leuchturm. Vor und im Leuchtturm stehen mehrere Spektive und Ferngläser zur Verfügung, welche die Besuchenden kostenfrei nutzen können. Zudem sind Mitarbeitende vom Nationalpark, dem NABU sowie Freiwillige vor Ort, die die Besuchenden bei der Vogelbeobachtung unterstützen und selbst aktiv dabei sind, die Vögel im weitläufigen Wattenmeer für offizielle Zählungen zu bestimmen.

Die Zugvögel im Niedersächsischen Wattenmeer

Zwölf Millionen Zugvögel rasten im Herbst im Wattenmeer. Zu den typischen Zugvögeln gehören der Austernfischer, die Brandgans, der Alpenstrandläufer oder auch der amselgroße Knutt. Sie kommen aus ihren Brutgebieten in Kanada, Grönland, Island, Sibirien und Nordeuropa und rasten auf ihrer Reise in den Süden Europas und nach West- und Südafrika oftmals nur einmal – und zwar im Wattenmeer. Deshalb bezeichnet man das Wattenmeer auch als Drehscheibe des Ostatlantischen Vogelzugs.

Beim Blick in eins der bereitgestellten Spektive kann ich sie bei der Nahrungsaufnahme beobachten. Einmal scharfgestellt, bin ich ganz überrascht von der Vielzahl der großen und kleinen Vögel, die auf der durch Niedrigwasser freien Fläche im Wattenmeer herumpicken oder in einem langgezogenem Schwarm, fast wie in einer Reihe, ganz knapp über dem Boden dahingleiten. Die Vögel finden hier ausreichend Nahrung in Form von Schnecken, Würmern, Krebsen und Muscheln, um ihren hohen Energiebedarf für die Reise zu decken.

Lebensraum Salzwiese

Das reiche Nahrungsangebot finden die Vögel hier in der Ruhezone des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Die Ruhezone beginnt kurz hinter dem Deich – da, wo der menschliche Einfluss aufhört und die Salzwiesen und das Wattenmeer sich ungesteuert ausbreiten können. 70 Prozent der Salzwiesen sind im Nationalpark inzwischen nicht mehr beweidet und die natürlichen Prozesse laufen hier ungesteuert ab. Damit sind die Salzwiesen nicht nur voller Nahrung für Zugvögel, sie bremsen auch den Wellengang und tragen damit zum Schutz der menschlichen Siedlungen bei.

Ruhezone im Wattenmeer

Auch das Wattenmeer rund um die ostfriesischen Inseln und dem Festland gehört größtenteils zur Ruhezone und macht damit den Großteil des insgesamt 345.404 Hektar großen Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer aus. Insgesamt gibt es drei Schutzzonen im Nationalpark – Ruhezone, Zwischenzone und Erholungszone. Die Ruhezone ist dabei am strengsten geschützt und bietet damit Vögeln und auch anderen Tier- und Pflanzenarten einen von Menschen ungesteuerten Lebensraum.

Auch die Beobachtungstationen zu den Zugvogeltagen befinden sich außerhalb der Ruhezonen – so blicke ich durch das Spektiv hinein in die unberührte Landschaft. Jedoch ist es durchaus möglich, auch die Ruhezone im Wattenmeer zu besuchen. Immer wieder bietet der Nationalpark Führungen durch das Wattenmeer an. So können auch Besuchende im Nationalpark Wattenmeer noch besser die Bedeutung dieses weltweit besonderen Lebensraums verstehen.

Eindrücke vom Vogelbeobachten am Niedersächsischen Wattenmeer