In Nordrhein-Westfalen werden 5000 Hektar Naturwald ausgewiesen
Die Initiative Wildnis in Deutschland begrüßt den Plan der Landesregierung und fordert, möglichst große und zusammenhängende Wildnisgebiete auszuweisen
Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat beschlossen, das bisherige Netz der landeseigenen Wildnisentwicklungsgebiete von rund 7.800 Hektar in den kommenden zwölf Monaten um 5000 Hektar zu erweitern. Im Ergebnis kann sich auf zwei Prozent der Waldflächen Nordrhein-Westfalens die Natur weitgehend ungesteuert entwickeln. Die Initiative Wildnis in Deutschland begrüßt diesen Schritt – weist jedoch darauf hin, dass das Land das bundesweite Ziel der Naturwaldentwicklung auf fünf Prozent der Waldfläche noch lange nicht erreicht hat. Zudem besteht vor allem bei der Ausweisung großer Wildnisgebiete ein großer Nachholbedarf. Deshalb ist es besonders wichtig, dass durch die geplante Neuausweisung ausreichend große Wildnisgebiete entstehen, die mindestens 1000 Hektar umfassen.
Wildnisentwicklung braucht großflächige Wildnisgebiete
Wildnis leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt, zum Klima- und Hochwasserschutz, zu Wissenschaft und Forschung sowie Bildung und Naturerleben. Dabei sind insbesondere großflächige Wildnisgebiete wichtig, um natürlichen Prozessen ausreichend Raum zu geben und um die Wechselwirkungen mit der umliegenden Kulturlandschaft gering zu halten. Deshalb gilt in Deutschland ein Gebiet erst ab 1000 Hektar als Wildnisgebiet.
Wildnisstudie Nordrhein-Westfalen bietet fundierte Grundlage
Die Landesverbände Nordrhein-Westfalen e.V. vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) haben bereits 2022 die Wildnisstudie Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Diese Studie zeigt, dass sich auch im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen auf zwei Prozent der Landesfläche große Wildnisgebiete auf Flächen der öffentlichen Hand ausweisen lassen und damit das bundesweite Zwei-Prozent-Wildnisziel erreicht werden kann. Eine bundesweite Wildnisbilanzierungsstudie hatte im Jahr 2024 aufgezeigt, dass es großflächige Wildnisgebiete nur auf 0,23 Prozent der Landesflächen Nordrhein-Westfalens gibt. Die geplante Neuausweisung von Wildnisflächen bietet deshalb die Chance, diesen Wert durch die Einrichtung großflächiger Wildnisgebiete zu verbessern.
Die Wildnisstudie von NABU und BUND zeigt flächenkonkret auf, wo dies möglich ist. Damit bietet die Studie eine belastbare Grundlage, anhand derer die Ernsthaftigkeit der Wildnisentwicklung in Nordrhein-Westfallen gemessen werden kann.
Hintergrundwissen zu Wildnis in Deutschland
Wildnis charakterisiert Landschaftsteile, in denen natürliche Prozesse eigenständig, ergebnisoffen und dauerhaft ohne menschliche Steuerung ablaufen können. Großräumige Wildnis gibt es derzeit nur auf 0,62 Prozent der deutschen Landesfläche. Bis zum Jahr 2030 sollten es laut Nationaler Strategie zur biologischen Vielfalt zwei Prozent sein. Daher setzt sich die Initiative Wildnis in Deutschland – ein Bündnis aus 21 Naturschutzorganisationen – dafür ein, dass große, unzerschnittene Wildnisgebiete entwickelt und gesichert werden. Dabei wird ein konsequenter Wildnisansatz verfolgt. Dieser ergibt sich aus den Positionen, welche die 21 Naturschutzorganisationen abgestimmt haben: Wegweiser zu mehr Wildnis in Deutschland.
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