1. Biologische Vielfalt
Wildnis verkörpert das Potenzial der biologischen Vielfalt
Bei der Bewahrung der biologischen Vielfalt gilt es, die vorhandene Vielfalt an Arten, Lebensräumen und Genen zu erhalten und deren evolutive Entwicklung zu ermöglichen. Im Zentrum stehen die Lebensräume und die für sie jeweils typischen Arten und Lebensgemeinschaften. Ursprüngliche und weitestgehend unveränderte Wälder, Moore, Flüsse mit Auen, Küsten und Gebirge sind allerdings sehr selten geworden.
Wildnisgebiete bieten durch ihre großflächige Ausdehnung ungestörte Habitate für Arten mit großen Raumansprüchen (wie z. B. Luchs, Elch und Steinbock) sowie ein Nebeneinander verschiedener Entwicklungsstadien, das für den Fortbestand vieler Arten (wie z. B. zahlreicher spezialisierter Käferarten) nötig ist. Beispielsweise bietet der hohe Totholzanteil in der Alters- und Zerfallsphase von Wäldern einen Lebensraum für neues Leben: Nahrungsgrundlage und Nisträume z. B. für Höhlenbrüter und Substrate für die ökologisch essenziellen Zersetzer (z. B. Pilze).
In Wildnisgebieten kann Evolution ungestört von menschlichen Einflüssen ablaufen. Darin liegt die Grundlage der evolutiven Entwicklung und Anpassung der Arten.
Wildnisgebiete leisten einen Beitrag für den Biotopverbund
Der Nutzungsdruck auf die Landschaft ist hoch. Infrastrukturprojekte und die fortschreitende Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft sowie Landschaftsnutzung insgesamt stellen eine Bedrohung für alle Biotope dar, die nicht nur insgesamt an Fläche verlieren, sondern auch voneinander isoliert werden. Die verbleibenden verinselten Habitate sind für viele Populationen zu klein, um dort dauerhaft zu bestehen, und ihre Isolation erschwert den Austausch zwischen den Gebieten. Innerhalb eines Biotopverbundes wirken große Wildnisgebiete als Kernbereiche und bieten stabile Dauerlebensräume. Tier- und Pflanzenarten können überlebensfähige Populationen entwickeln und sich von dort wieder in andere Gebiete ausbreiten.
Der Klimawandel stellt in seiner Geschwindigkeit einen neuartigen und besonderen Evolutionsdruck dar, der die Anpassung der Arten fordert, damit sie ihr Überleben in der veränderten Klimasituation sichern können. Dafür ist ein intensiver genetischer Austausch zwischen benachbarten Populationen mit barrierefreien Kontaktmöglichkeiten und ungehinderter Migration unerlässlich.