5. Wildnis vernetzen

5. Wildnis vernetzen

Große Wildnisgebiete sind für Tier- und Pflanzenarten überlebenswichtig – gerade in Zeiten des Klimawandels: Sie bieten Raum für Rückzug, Ausbreitung und Anpassung. Um diese Aufgaben optimal zu erfüllen, müssen Wildnisgebiete miteinander vernetzt sein. Kleinere Gebiete – „Wildnisinseln“ – spielen dabei als sogenannte Trittsteine eine wichtige Rolle. Sie wirken einer Isolation der großen Wildnisgebiete entgegen. Zusammen leisten sie einen unverzichtbaren Beitrag zu einem funktionierenden Biotopverbund. Dabei ist die Planung eines zusammenhängenden Schutzgebietssystems, das über Länder- und Staatsgrenzen hinausgeht, von grundlegender Bedeutung.

Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten profitieren von Wildnisgebieten. Mit ihrer Ausdehnung bieten sie Lebensraum für Arten, die große Flächen frei von menschlichen Störungen beanspruchen, wie zum Beispiel Luchs, Elch und Steinbock. Hier findet auch ein Nebeneinander verschiedener Entwicklungsstadien statt, durch das viele Arten fortbestehen können, wie zum Beispiel zahlreiche spezialisierte Insektenarten.

Doch der Nutzungsdruck auf die Landschaft, die Wildnisgebiete umgibt, ist hoch. Infrastrukturprojekte und eine zunehmend intensivere Landschaftsnutzung bedrohen viele wertvolle Biotope: Sie verlieren nicht nur insgesamt an Fläche, sondern werden auch voneinander isoliert. Übrig bleiben verinselte Habitate, die für viele Populationen zu klein sind, um dort dauerhaft zu bestehen und deren Isolation den Austausch zwischen den Gebieten erschwert.

In großen Wildnisgebieten können Arten überlebensfähige Populationen entwickeln und sich über Trittsteine wieder in anderen Gebieten ansiedeln. 

Innerhalb eines Biotopverbunds wirken große Wildnisgebiete als Kernbereiche. Hier können Tier- und Pflanzenarten überlebensfähige Populationen entwickeln und sich von dort wieder in andere Gebiete ausbreiten. Kleinere nahe beieinanderliegende Wildnisinseln sind insbesondere für wenig mobile Arten entscheidend: Durch diese Trittsteine können sie auf Veränderungen reagieren und sich in neuen Lebensräumen ansiedeln.

In seiner Geschwindigkeit erzeugt der Klimawandel einen neuartigen und besonderen Evolutionsdruck. Um ihr Überleben in der veränderten Klimasituation zu sichern, müssen sich die Arten anpassen. Dafür sind ein intensiver genetischer Austausch zwischen benachbarten Populationen mit barrierefreien Möglichkeiten des Kontakts sowie eine ungehinderte Migration unerlässlich.

Die Ziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) gehen mit den Wildniszielen einher: Schaffung eines Biotopverbundsystems und dessen Verankerung in den §§ 20 und 21 des Bundesnaturschutzgesetzes. Danach soll bis 2020 ein Verbundsystem an Biotopen auf mindestens zehn Prozent der Landesfläche entwickelt werden. Allerdings fehlt es bislang an einer Planung für zusammenhängende Schutzgebiete, die mit einer konkreten zeitlichen Perspektive versehen ist. Aspekte wie z. B. die Wirkung von Landschaftselementen als Barrieren oder die Repräsentativität und der Schutzzweck von Gebieten auch über Landesgrenzen hinaus müssen in dieser Planung berücksichtigt werden.

Innerhalb eines Biotopverbundes wirken große Wildnisgebiete als Kernbereiche. Kleinere nahe beieinanderliegende „Wildnisinseln“ sind wichtige Trittsteine für wenig mobile Arten.
Foto: ©Daniel Rosengren

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