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Bayern: Mehrere tausend Hektar Wald sollen zu Naturwald werden

Anfang April 2019 verkündete die Bayerische Staatsregierung den Gesetzesentwurf des erfolgreichen Volksbegehrens Artenvielfalt „Rettet die Bienen“ anzunehmen und darüber hinaus noch weitere Maßnahmen zu erarbeiten.

Jetzt liegt dem Trägerkreis des Volksbegehrens auch der Entwurf des Begleitgesetzes „Gesamtgesellschaftliches Artenschutzgesetz – Versöhnungsgesetz“ vor, in dem die Bayerische Staatsregierung unter anderem ankündigt, einige tausend Hektar Staatswald im Steigerwald, Spessart und an den Donau- und Isarauen noch dieses Jahr aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen.

„Alle angekündigten Gebiete verfügen über eine herausragende naturschutzfachliche Bedeutung zur Sicherung der Biologischen Vielfalt in Bayerns Wäldern, die ihnen durch die Entnahme aus der Nutzung endlich gerecht wird“, so Dr. Nobert Schäffer, Vorsitzender des LBV Bayern.

 

Stellungnahme des Trägerkreises Volksbegehren Artenvielfalt „Rettet die Bienen!“ zum Begleitgesetz

Pressemitteilung des LBV Bayern

Stellungnahme der Gregor Louisoder Umweltstiftung

Infos zu bestehenden bayerischen Wildnisgebieten finden Sie hier.

Gründe für Wildnis und mehr Infos zur natürlichen Waldentwicklung finden Sie auch hier.

Biotopverbund aus Naturwaldgebieten im Spessart

Naturschutzverbände werben für Waldschutzkonzept im Spessart

Auf Basis des Beschlusses der Staatsregierung, dass im Spessart substanzielle Maßnahmen zur Förderung des Natur- und Artenschutzes ergriffen werden sollen, schlagen Naturschutzorganisationen ein landkreisübergreifendes, differenziertes Naturwaldverbund-Konzept für den gesamten Spessart vor. Die Naturschutzverbände BUND Naturschutz (BN), Landesbund für Vogelschutz (LBV), Greenpeace Bayern, WWF Deutschland, Zoologische Gesellschaft Frankfurt und die „Freunde des Spessarts“ werben für ein 3-Säulen-Konzept, das aus einem großen Kerngebiet, mehreren mittelgroßen Spenderflächen und etlichen kleinen Naturwaldflächen bzw. Trittsteinen besteht. Diese über den gesamten Spessart verteilten Gebiete sollen im Biotopverbund dauerhaft als Naturschutzgebiete geschützt werden, insgesamt knapp 9.000 Hektar an Staatswäldern. In diesen Wäldern soll kein Holz genutzt werden, damit sich langfristig „Urwälder von morgen“ entwickeln können, in denen Bäume alt und dick werden und bedrohte Waldarten dauerhaft überleben können. „Wir werben für ein Konzept, das Schützen und Nutzen verbindet und von dem Mensch und Natur im Spessart landkreisübergreifend profitiert. Dabei werden die Befürchtungen aus der Nationalparkdebatte berücksichtigt und zugleich mehr staatliche Spessartwälder konsequent geschützt, so wie dem Mehrheitswillen der Bevölkerung im Spessart entspricht“, so die Naturschutzorganisationen.

Sebastian Schönauer, BN Bayern: „Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen gehört im Spessart, dass Wälder nicht nur der Holznutzung dienen, sondern dass auch ein deutlich größerer Teil des Staatswaldes als heute konsequent und auf Dauer geschützt wird. Mit einer großen Naturwaldfläche im Spessart wäre eine Weltnaturerbe-Bewerbung möglich.“

Prof. Dr. Detlev Drenckhahn, WWF Deutschland: „Der Spessart ist von seiner Ausstattung an alten Wäldern und bedrohten Arten geradezu prädestiniert hier Naturwälder in größerem Umfang zu schützen. Die Staatsregierung muss von ihren Staatswäldern gerade im Spessart deutlich mehr schützen und dazu beitragen, die Verpflichtungen aus der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ auch in Bayern zu erfüllen.“

Hartwig Brönner, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Main-Spessart: „Aus unseren Kartierungen wissen wir, dass es neben einem Großschutzgebiet im Heisterblock und dessen Umgebung viele weitere absolut schützenswerte Wälder über den Spessart verteilt gibt. Naturnahe Wälder mit ihrer speziellen Artenausstattung sind das primären Naturerbe Mitteleuropas, das es vorrangig – auf Teilfläche auch holznutzungsfrei – zu bewahren gilt

Martin Niedermaier, Greenpeace Bayern: „Der Spessart ist aus nationaler und internationaler Sicht so wertvoll, dass hier deutlich mehr Wälder ge-schützt werden sollten. Nach dem Ausschluss des Spessarts aus der Natio-nalparksuche schlagen wir als Kompromiss einen Naturwaldverbund vor.“

Heidi Wright, Sprecherin Bürgerbewegung „Freunde des Spessarts“: „Wir setzen uns als Bürgerbewegung weiterhin für großflächige Waldschutzgebiete im Spessart ein. Davon profitieren nicht nur Waldarten. Echte Natur als „Urwald vor der Haustür“ kann so auch von den Spessarter Bürgern in allen Spessartlandkreisen wohnortnah erlebt und genossen werden“.

Ruth Radl, stellv. Vorsitzende BN-Kreisgruppe Aschaffenburg: „Vorschläge, die sich nur auf touristische Ziele beschränken, widersprechen dem Beschluss der Staatsregierung, weil sie im Kern keine substantiellen Verbesserungen im Natur- und Artenschutz bringen. Wir werben für ein Konzept, das den Waldnaturschutz im gesamten Spessart substanziell verbessert.“

Dr. Steffen Scharrer, Vorsitzender BN-Kreisgruppe Miltenberg: „Für uns ist es wichtig, dass auch der Landkreis Miltenberg am Naturwaldverbund beteiligt ist: mit einer größeren Spenderfläche nördlich von Altenbuch und einem weiteren kleineren Naturwaldgebiet nördlich von Schollbrunn. Dies zeigt, dass es auch im Südspessart ökologisch wertvolle Wälder gibt.“

Erwin Scheiner, Vorsitzender BN-Kreisgruppe Main-Spessart: „Das von uns vorgeschlagene Wald-Konzept garantiert auf großen Wirtschaftswaldflächen weiterhin die Nutzung des Rohstoffes Holz, die wohnortnahe Brennholznutzung und die Pflege und Ernte der wertvollen Spessarteichen. Dies berücksichtigt Befürchtungen aus der Nationalpark-Diskussion.“

Ralf Straußberger, BN-Waldreferent: „Wer substanziell im Waldnaturschutz etwas verbessern will, darf nicht – wie bisher im Spessart- beim Schutz von winzigen Schutzgebieten stehenbleiben, weil dort bedrohte, anspruchsvolle Waldarten dauerhaft nicht überleben können.“

Hintergrundinformation:
Die Bayerische Staatsregierung hat am 18.07.2017 mit dem Ausschluss des Spessarts aus dem Nationalparksuchprozess beschlossen, im Spessart „weitere substanzielle Maßnahmen zur Förderung des Natur- und Artenschutzes sowie für den Naturtourismus“ zu ergreifen. Dazu sollen im Rahmen der Initiative „Natur.Heimat.Bayern“ der Staatsministerin Scharf Vorschläge auch aus der Spessartregion vertieft geprüft werden, die die Zustimmung der gesamten Region finden sollen.

Für Rückfragen:
Dr. Ralf Straußberger, BN Waldreferent, Mobil 0171 / 738 17 24
Bund-Naturschutz.de

 

Umfrage: Mehrheit für Nationalpark Spessart

Repräsentative Umfrage: Mehrheit der Bevölkerung und CSU-Wähler in Spessartregion unterstützt Nationalpark

Suche nach einem Standort für dritten Nationalpark in Bayern geht in Konzeptionsphase

München, 13.07.17 – Eine stabile Mehrheit der Menschen in der Spessartregion befürwortet die Einrichtung eines Nationalparks. 66 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Emnid-Umfrage sprechen sich für einen Nationalpark dort aus. Im März 2017 unterstützten 64 Prozent einen solchen. Die Umfrage wurde im Spessart und in Stadt und Landkreis Würzburg im Auftrag der Umweltverbände BUND Naturschutz in Bayern (BN), Greenpeace, LBV (Landesbund für Vogelschutz) und WWF Deutschland durchgeführt. Auch bei CSU-Wählern findet ein Nationalpark im Spessart breite Zustimmung: 62 Prozent der Befragten, die laut Umfrage bei der nächsten Landtagswahl CSU wählen wollen, befürworten diesen.  Mehr hier…

Absolute Mehrheit für Nationalpark Spessart

Aktuelle Umfrage zeigt 64 Prozent Zustimmung für einen Nationalpark in der Region Spessart / Umweltverbände: Landesregierung muss endlich eigenen Kabinettsbeschluss umsetzen

München, 14.03.17 – Eine deutliche Mehrheit von 64 Prozent der Bewohner in der Region Bayerischer Spessart und Unterfranken befürworten die Einrichtung eines Nationalparks. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Emnid-Umfrage, die der BUND Naturschutz in Bayern (BN), Greenpeace, der LBV (Landesbund für Vogelschutz) und der WWF Deutschland am Dienstag in München vorgestellt haben.

© Markus Mauthe / Greenpeace

Demnach sind 29 Prozent der Meinung, dass die Einrichtung eines Nationalparks in der Region „sehr gut“ wäre. 35 Prozent halten dies für „eher gut“. 29 Prozent halten einen Nationalpark für „eher schlecht“ (17 Prozent) oder „sehr schlecht“ (12 Prozent). Sechs Prozent der Befragten machten keine Angabe. Die Umfrage zeigt außerdem, dass eine umfassende und sachliche Informationspolitik eine noch breitere Zustimmung ergeben würde: So antworteten fast drei Viertel der Befragten, die dem Nationalpark ablehnend gegenüberstehen, dass sie eher zustimmen würden, wenn Zugang und Nutzung des Waldes für die Bevölkerung nicht eingeschränkt werden. Das Bayerische Umweltministerium hat hinsichtlich des Zugangs bereits klare Zugeständnisse gemacht. Spitzenvertreter der vier Umweltverbände appellierten daher an die Landesregierung, sich durch populistische Stimmungsmache seitens der Nationalpark-Gegner nicht beirren zu lassen. Der entsprechende Kabinettsbeschluss Pro-Nationalpark müsse nun endlich umgesetzt werden.

© Oliver Soulas / Greenpeace

Der Spessart gilt als größtes zusammenhängendes Mischlaubwaldgebiet Deutschlands. Nach Ansicht der Verbände hat zudem der Steigerwald
Nationalpark-Potential. Auch hier sprach sich bei einer Umfrage im November 2016 eine deutliche Mehrheit dafür aus.

„Wir freuen uns, dass es sowohl im Steigerwald wie nun auch im Spessart doppelt so viele Menschen gibt, die einen Nationalpark begrüßen, als diejenigen, die ihm noch kritisch gegenüberstehen. Bayern hat neben dem Steigerwald das landschaftliche Potential für mehrere Nationalparke: zu Recht sind Spessart, Ammergebirge, Rhön und die Donau- und Isarauen in der öffentlichen Diskussion!“, betont der BN-Vorsitzende Hubert Weiger.

„Die Mehrheit der Menschen im Spessart sehen die Chance für ihre Region und die Natur – sie geben dem Nationalpark grünes Licht. Dies sollte mehr als genug Ansporn für Ministerpräsident Horst Seehofer und seine Regierung sein, der derzeitigen Desinformationskampagne eine Informationskampagne entgegenzusetzen“, sagt Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland.

© Michael Kunkel / Greenpeace

„Nationalparke sind die Kronjuwelen des Naturschutzes weltweit. Aber sie sind noch mehr: ihre Wildnis begeistert die Menschen und kann durch Tourismus erhebliche wirtschaftliche Vorteilen für eine Region mit sich bringen. So wurde in den bestehenden Nationalparken Bayerischer Wald und Berchtesgaden eine große Anzahl von Arbeitsplätzen geschaffen und eine Nettowertschöpfung von alljährlich vielen Millionen Euro erzielt. Der anfängliche Widerstand in diesen beiden Regionen ist durch die sehr positiven Erfahrungen weitgehend verschwunden. Wir sollten die Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayerischer Wald und Berchtesgaden intensiv bei der Ausweisung eines dritten Nationalparks in Bayern nutzen“, so Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV.

„Die Landesregierung hat immer wieder bekräftigt, einen dritten Nationalpark in Bayern nicht gegen die Bevölkerung vor Ort einrichten zu wollen. Unsere Umfrage zeigt, der Nationalpark Spessart hat die Rückendeckung der Menschen in der Region. Der Freistaat muss demensprechend handeln und darf nicht vor einigen wenigen Krawallmachern einknicken“, bekräftigt Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz Deutschland beim WWF.

Hintergrundinformation zu der Kantar Emnid-Umfrage:

Vom 2. bis 7. März 2017 führte das Meinungsforschungsinstitut Kantar Emnid 1.000 Telefoninterviews in der Region bayerischer Spessart und Unterfranken durch. Befragt wurden Bewohner der Landkreise Aschaffenburg, Miltenberg, Main-Spessart, Würzburg sowie den kreisfreien Städten Aschaffenburg und Würzburg durch. Die Befragung wurde bevölkerungsproportional durchgeführt. Dementsprechend orientierte sich die Verteilung der Telefoninterviews an der Einwohnerverteilung auf die einzelnen Landkreise und Städte.

Die detaillierten Umfrageergebnisse finden Sie hier zum Download:

Aktuelle Umfrage zum Standort Spessart
Umfrage zum Standort Steigerwald

Bildmaterial:

Eine Auswahl an Fotos vom Spessart schicken wir gerne auf Anfrage unter +49 40 30618-376 oder -377 photo@greenpeace.de zur einmaligen redaktionellen Nutzung im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung / Pressekonferenz zu.

Pressekontakt:

Sandra Hieke, Waldexpertin Greenpeace e.V., Tel. 0160 90659754, sandra.hieke@greenpeace.org
Roland Gramling, Pressestelle WWF Deutschland, Tel. 030-311 777 425, roland.gramling@wwf.de
Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter, Tel. 0911-8187 825, richard.mergner@bund-naturschutz.de
Markus Erlwein, Pressestelle LBV, Tel. 09174-4775-80, m-erlwein@lbv.de

„Freunde des Spessarts“ gründen Bürgerbewegung für den Nationalpark

Bürgerinnen und Bürger aus der Region wollen fairen Dialog. Weitere Unterstützung willkommen.

© Daniel Rosengren

Bürgerinnen und Bürger aus dem Spessart haben Anfang Februar die Bürgerbewegung „Freunde des Spessarts“ gegründet. Die Initiative setzt sich dafür ein, im Spessart einen Nationalpark zu schaffen. Unterstützerinnen und Unterstützer sind herzlich willkommen.

Unter dem Motto „Unser Herz schlägt für einen Nationalpark im Spessart“ will die Initiative vor allem den fairen Dialog mit der Bevölkerung fördern, den sachlichen Informationsaustausch rund um das Thema Nationalpark unterstützen und sich so konstruktiv an der Nationalparkdebatte im Spessart beteiligen.

Die Bürgerbewegung „Freunde des Spessarts“ ruft zur Besonnenheit auf und fordert, sachlichen Argumenten Raum zu geben. Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich hieran zu beteiligen. Deshalb will die Bürgerbewegung bei dem von der Umweltministerin anberaumten Termin am Freitag Vormittag vor dem Landratsamt in Aschaffenburg ein friedliches Zeichen setzen und sich offen für einen Dialog zeigen. „Laute Parolen liefern keinen sachlichen Beitrag, sondern schüren nur aggressive Emotionen,“ so Petra Brand aus Heimbuchenthal für die Bürgerbewegung.

In den nächsten Monaten hat man Zeit, sich mit den Nationalparkplänen auseinanderzusetzen, und könne sich als Region aktiv am Dialog beteiligen. „Schlussendlich ist ein Nationalpark das, was wir in der Region daraus machen. Schon alleine deshalb ist der Dialog mit der Regierung und miteinander eine Notwendigkeit. Hierfür möchten wir gerne eine seriöse Anlaufstelle sein,“ so Brand weiter.

Die alten Laubwälder im Spessart sind eine Rarität in Deutschland und besonders schützenswert. „Mein Herz schlägt für unsere alten Laubwälder hier im Spessart und damit für den Nationalpark“, so Michael Kunkel aus Heigenbrücken, der sich seit Jahren für die Erhaltung der Spessart-Wälder engagiert. Von nun an will er sich auch im Rahmen der Bürgerbewegung für einen Nationalpark Spessart einsetzen.

Ein Nationalpark ist eine Chance für Mensch und Natur, doch derzeit werden in der Region viele unbegründete Ängste geschürt. „Einer Nationalparkidee von vornherein die Türe vor der Nase zuzuschlagen, ist eine vertane Chance. Jetzt geht es um den großen Wurf“, so Heidi Wright aus dem Landkreis Main-Spessart für die Bürgerbewegung. „Der Spessart bleibt weiterhin Kulturlandschaft, Rohstofflieferant, Naturpark, wird jedoch durch einen Nationalpark auf einem kleinen Teil der Fläche nochmals aufgewertet und hervorgehoben.“

Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Freundeskreises.